Erwachen fragt noch
hinter den Augenlidern
wo bin ich? und wer?
Erst dann öffnet sich der Blick und sucht nach Antwort. Im Erwachen werde ich mir bewusst. Es geschieht etwas. Vielleicht höre und spüre ich mein Atmen und ja, da ist er wieder - mein Körper, wie er im Bett liegt, noch in Ruhe und schwer. Einatmet. Ausatmet. Ich gähne, bewege einen Arm oder ein Bein und blinzle.
Was ist es, das mir entgegen tritt, wenn ich erwache? Da ist das Morgenlicht ...
... ein bestimmter Tag meines Lebens, eine vertraute Umgebung oder eine neue.
Aber noch mehr begegne ich etwas, das ich irgendwie mitgebracht habe von meiner Reise durch den Schlaf. Ich kann es nicht wirklich fassen oder bestimmen. Und ich meine nicht die Gefühle und Gedanken, die schon plappern und quatschen über gestern, morgen und heute alles.
Darunter ist noch etwas. Es schwingt nach, die Frage des Erwachens: Wo bin ich? Und wer? Und es ist keine Antwort da.
Ich muss sie selbst finden.
Beim Erwachen denk nicht an gestern, auch nicht an morgen. Und denke nicht ans Aufstehen, bevor du es tust. Sieh dir an und spüre – beurteile nicht, nur für einen Moment, bitte - was gerade ist: Dein Bett, die Wärme, ein Geräusch aus einem Nachbarzimmer. Und vielleicht erwacht dein Aufwachen noch etwas mehr, wird intensiver. Dein Atemzug geht etwas tiefer und beginnt wohl zu tun.
Vielleicht siehst du eine Schönheit, die vorher schon da war. In der Berührung mit einem weichen Kissen, in einem Lichteinfall durchs Fenster, in einem Vogelzwitschern.
Aber du warst blind für sie, erst durch den Schlaf, dann durch dein dich weg denken. Warum gibst du dich ihr nicht hin in ganzer Verschwendung? Jetzt?
Vielleicht nutzt ein Schmerz, der in dir wohnt diesen zerbrechlichen Moment und klopft an. Lange und geduldig wartet er schon und möchte doch nur, dass du ihn endlich in den Arm nimmst. Warum nicht jetzt?
In dieser einen Sekunde, in der du dir selbst begegnest.